Ds Niww Teschtamänt

Johannes B. Brantschen schreibt im Vorwort: „Ab jetzt können nun die 90'000 Oberwalliserinnen und Oberwalliser das Neue Testament auch in ihrer Muttersprache lesen und nicht ohne Stolz sagen: „Äntli redot där Herrgott öü Wallisertitsch“. Zu verdanken ist dies Hubert Theler, der in zehnjähriger Arbeit das ganze Neue Testament ins Walliserdeutsch übertragen hat. Eine beeindruckende religiöse und sprachliche Leistung. Nur im Dialekt gewinnt das biblische Wort jene erfrischende Unmittelbarkeit, die direkt zu unserem Herzen spricht. Nicht umsonst gilt der Dialekt als die Sprache des Herzens, denn wir denken und fühlen in Mundart, der eigentlichen Muttersprache. Auch wer meint, das Neue Testament aus den zahlreichen guten deutschen Übersetzung zu kennen, erlebt bei der Theler’schen Übertragung immer wieder seine Aha-Momente. Sicher: Wer übersetzt, interpretiert gleichzeitig. Herr Theler ist ein sorgfältiger Interpret, und auch da, wo man ihm gelegentlich zu widersprechen geneigt ist, regt seine Übertragung zu eigenem Denken an.

Gleichzeitig ist diese Übertragung auch eine Bestandesaufnahme des echten Wallisertitsch im Jahre 2011. Obwohl ich meine, immer noch ein urchiges Wallistertitsch zu sprechen, waren mir einige Ausdrücke unbekannt. Wir wird das erst unserer Jugend ergehen, die mehr und mehr in ein mit Anglizismen durchsetztes, verarmtes Züridütsch hineinwächst und die urwüchsigen Walliser Ausdrücke nicht mehr kennt?