Biografie

b. 1986, HK.

Hubert Portrait-1.jpg
 

weiteres:

Quellen:

  • "Kunstvermittlung ist Vernetzung" : Kulturmanager und Schriftsteller Hubert Theler ist ein Brückenbauer zwischen Kunst und Wirtschaft, in: Walliser Bote vom 20. Januar 2011, Nr.16, S.16.

  • 440 Seiten Literatur in Kleinstformat : Hubert Theler und seine "Bo..."-Triologie, in: Walliser Bote vom 4. Februar 2008, Nr.28, S.12.

  • "Spycherpreis" - wer übernimmt? : Hubert Theler hat als Projektleiter von "Spycher: Literaturpreis Leuk" demissioniert, in: Walliser Bote vom 22. November 2007, Nr.270, S.17.

  • Kultur-Manager, Dozent und Poet: Hubert Theler; Interview mit Hubert Theler, in: Rarner Blatt, Jg.21 (September 2009), Nr.2, S.18-19.

  • Autorenlexikon literaturport.de

  • Hubert Theler im Schriftstellerlexikon 

Eine Art Biografie

Irgendwo in Europa gibt es einen Landstrich, genauer gesagt ein langes Tal, von Gletscherzungen in die Erde graviert. Später kamen andere Zungen. Sie leben in dem Tal, werden geboren, heiraten einander, bauen Häuser und tragen sich zu Grabe. Nach und nach nennen sie sich nach dem Tal, nach dem vallée, dem vallese, sie nennen sich Leute des Tals, aus dem Tal, valaisans, Walliser.

Hier kommt einer, mit einem Tintenfässchen. Seine Kinderaugen suchen, früh verliert er die Sprache, die Kraft über seine Glieder. Und wartet auf den Tod. Der kommt und geht wieder. Der Tod wollte nur eins: das Tintenfässchen. Er bekommt es nicht und das Kind kann es lange Zeit nicht öffnen. Es kommt zurück zu den Menschen und leidet an ihren Worten. Zuerst muss es alle wieder lernen, sie kommen ihm unförmig vor. Und das was sie meinen, fühlt sich so ganz anders an.

In der Schule tut es sich schwer, die Schnürlischrift zu lernen. Wie konnte es sein, dass ein Buchstabe ein Anfang und ein Ende hat? Und dass der folgende Buchstabe das Recht einfordern kann, genau an einem bestimmten Punkt anschliessen zu wollen? Und plötzlich hängen sie aneinander wie durchwirnte Wolle und nennen sich Wort. Und ein Wort jagt das andere über die karierten Blätter. Nur der unermesslichen Geduld eines Primarlehrers in der sechsten Klasse kann er es verdanken, dass er diese Stigmata ablegen kann. Man sagt von ihm, dass er nicht schreiben könne, aber eigentlich sei er ja gar nicht so dumm. Aus ihm könne durchaus noch etwas werden. Aber Fussballer bestimmt nicht. Und Bergsteiger auch nicht. Und schon gar nicht ein Schreiberling. Das Tintenfässchen ist immer in seiner Nähe, er weiss, da sind Worte drin, die wollen raus. Aber das Fässchen lässt sich nicht öffnen. Es schlummert wie eine Blumenknolle in der Wintererde.

Es kommen die Jahre der Rückspiegelblicke. Was haben die Menschen alles schon herausgefunden und wie kann man sich darin selbst erfinden. Schule, lernen, Prüfungen ablegen, Klasse für Klasse nach oben. Nur weiss man nicht so genau, was da oben ist. Er weiss aber, da will er gar nicht hin.

Seine Kraft ist nun gross genug, um das Tintenfässchen zu öffnen. Mit der Feder des Volkes beginnt er zu schreiben, beobachtet die Menschen, ihr Tun, ihre Freuden, ihre Grenzen. Mit seinen Worten rührt er die Seelen dort an, wo sie untereinander verbunden sind. Er baut Räume, Landschaften, in denen sie sich nacheinander sehnen. Und die Leute lesen seine Gedichte, seine Geschichten ganz verstohlen und gerührt in der Angst, in ihrem Innern ertappt zu werden. Denn die Worte aus dem Tintenfässchen haben mit ihrer Seelenreise zu tun, mit weglosen Landschaften in lieblichen Tälern, mit reissenden Flüssen und unüberwindlichen Bergrücken.

Er schreibt wie einer, der das Weglose betritt, einer, der sich nach Weggefährten sehnt. Wohin er wolle, fragen die Hiesigen. Sie fragen aus reiner Neugier und denken nicht einmal dran, ihr Haus und ihren Hof zu lassen. Sie belächeln seine Worte mit dem Wissen, dass auch sie eines Tages aufbrechen müssen ohne zu wissen, wohin die Reise geht.

Er schreibt.

Er schreibt weiter.

Immer weiter.

Über seine Reise.

Und je weiter er sich fortschreibt

Desto genauer weiss er

Wer ihm das Tintenfässchen gegeben hat.

Eckdaten Biografie

Geboren in Raron, daselbst aufgewachsen. Matura und Studium der Wirtschaftswissenschaften und Journalismus in St. Gallen und Freiburg.

Intensive Beschäftigung mit Musik während des Studiums (viele Auftritte als Solo-Perkussionist und als Schlagzeuger in verschiedenen Jazz-Formationen, Konservatorium Freiburg, Jazz School Bern). Studien im Ausland: Philosophie am University College London (UCL), Wirtschaftsethik an der Wirtschaftsuniverstität Wien, Kulturmanagement an der Universtität für Musik und Darstellende Kunst in Wien.

Erste literarische Texte in London.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitet er als Kulturbeauftragter des Kantons Freiburg. Anschliessend Lehrmandat an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, heute: Zürcher Hochschule der Künste für Cultural Entrepreneurship. Intensive Beschäftigung mit dem neuen Forschungsfeld der Kultur- und Kreativwirtschaft. (Mitautor des ersten Schweizerischen Kulturwirtschaftsberichts). Tätigkeit als Kulturunternehmer in eigener Firma. Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen und Universitäten.

Das Werk von Hubert Theler ist stark geprägt durch seine Lyrik in Hochdeutsch und Walliserdeutsch. Vor allem in seinen Milieugedichten (Walliser Trilogie: wägu deschi, äs anners mal, dannuva) erstrahlt die Walliser Mundart in neuen Farben und überraschenden Wortspielen. Einige Texte wurden von namhaften Komponisten als Volkslieder vertont. Hubert Theler widmet sich dem Theater (Momo, Anne, Ds Wasu Oori). Für die Passionsspiele Raron schreibt er 2013 das bahnbrechende, visionäre Stück „Tenebrae“. Für 2021 steht seine dramaturgische Fassung des Romans „Walliser Totentanz“ von Werner Ryser auf dem Programm. 

Grosse Wirkung auf die allgemeine Rezeption des Walliserdeutschen haben die beiden Übertragungen der Psalmen (2007) und des Neuen Testaments (2011), sowie die übersetzten Theaterstücke in ihrer kernigen Dialektsprache.

In Mini-Büchlein zeigt der Autor in witzig-amüsanter Art und Weise den Reichtum der gesprochenen Sprache auf (Kleiner Oberwalliser Fluchsack, Kosenamen aus dem Oberwallis). Zu den zeitnahen Projekten gehört die Publikation der Walliser Bibel.